Europakandidaten Alexander Hannes und Christoph Czakalla im Gespräch

von Daniel Weber

Großer Arber. Ganz im Zeichen der am kommenden Sonntag stattfindenden Europawahl hat der Zwieseler Europakandidat Alexander Hannes zusammen mit seinem Mitstreiter Christoph Czakalla aus der Oberpfalz ein Europa-Gipfeltreffen am Großen Arber auf die Beine gestellt. Zusammen mit Vertretern der Arber-Bergbahn, der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald GmbH (FNBW), der ARBERLAND REGio GmbH und der EUREGIO Bayerischer Wald fand neben einer sehr informativen Betriebsbesichtigung der Arber-Bergbahn und einer Naturwanderung ein Tourismus-Symposium statt. Auf Niederbayerns höchstem Berg nutzten die zahlreichen Zuhörer die Gelegenheit, mit führenden Touristikern der Region über den grenzüberschreitenden Tourismus zu diskutieren.
Ein flammendes Plädoyer hielt der aus dem Landkreis Cham stammende Europakandidat Christoph Czakalla, als er bei seiner Begrüßung das Engagement für Europa hervorhob und dabei auf seinen familiären Hintergrund einging. Czakalla berichtete, dass seine Großeltern Heimatvertriebene gewesen seien und sie ein Europa des Krieges erlebten. Die nächste Generation, die seiner Eltern, lernte ein anderes Europa kennen, ein Europa im Schatten des „Kalten Krieges“, indem Unsicherheit und Unfreiheit herrschten. Wurden damals die Bewohner jenseits des „Eisernen Vorhangs“ auf tschechischer Seite noch als Feinde betrachtet, so haben sich die Tschechen mit der jungen Generation zu Freunden entwickelt, indem sie beispielsweise gemeinsam im Fußballverein spielen. Trotz so mancher Kritik appellierte der Europakandidat dafür, Europa mitzugestalten und wirklich Einfluss auf die Entwicklung Europas zu nehmen, indem am Sonntag die Bürger proeuropäisch ein neues Parlament wählen.
Der Zwieseler Europakandidat Alexander Hannes freute sich, dass er neben zahlreichen Interessierten aus der Bevölkerung Andreas Stadler und Thomas Liebl von der Arber-Bergbahn, Robert Kürzinger von der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald GmbH (FNBW), Herbert Unnasch von der ARBERLAND REGio GmbH sowie Kaspar Sammer von der EUREGIO Bayerischer Wald begrüßen konnte, die in einem eigens angesetzten Tourismus-Symposium auf 1456 Metern Höhe zum grenzüberschreitenden Tourismus informierten. Unter den Gästen außerdem der Bodenmaiser Bürgermeister, Joli Haller, Kreisrat Florian Graf und die stellv. Kreisvorsitzende der Frauen-Union, Regina Oswald.
Andreas Stadler, der für Kommunikation und Marketing bei der Arber-Bergbahn zuständig ist, gab einen Überblick über das breite Spektrum, mit dem der Arber touristisch in der Region aufwarten kann. Stadler sprach von jährlich rund 500.000 Besuchern, von einem hohen Gästeanteil aus Tschechien als auch von der Vielfältigkeit des Skigebietes. Wichtig war es Andreas Stadler zu betonen, dass man sich besonders dem Bereich der Familien widme und man sich von einem reinen Sport-Berg auch hin zu einem Familien-Berg orientiere. Sehr vielfältig sind die Aufgaben im Bereich des Marketings, mit denen die Verantwortlichen versuchen, den Arber touristisch zu vermarkten. Neben einer Gondelbahn sorgen zwei Sesselbahnen, fünf Förderbänder und drei Schlepplifte dafür, dass dem Ski- und Sportvergnügen der Gäste nichts mehr im Wege steht. Die Barrierefreiheit ist im Zuge des demografischen Wandels ebenfalls ein Thema, dem man sich am Großen Arber stetig annimmt und so beispielsweise mittels eines gläsernen Lifts einen barrierefreien Zugang zu den Gaststätten bzw. Berghütten am Gipfel realisiert hat. Stadler sprach abschließend von rund 150 Veranstaltungen und 80 Hochzeiten, die im Arberseehaus oder in der Eisensteiner Hütte gefeiert werden können. Betriebsleiter Thomas Liebl stellte im Anschluss das Leitbild des Unternehmens vor und ging dabei auf einige Prinzipien für die Arbeit der Arber-Bergbahn ein. „Der Kunde bestimmt unser Handeln“, merkte Liebl etwa an und betonte, dass man bei der Arber-Bergbahn jungen Leuten Verantwortung gebe, was dazu führe, dass sich ein junges und sehr engagiertes Team formiert habe. Besonders freute sich der Chef der Arber-Bergbahn, dass man heuer zum ersten Mal einen jungen Mann zum Seilbahntechniker ausbilden kann. Abgerundet wurde Liebls Vortrag durch ein von ihm abgewandeltes Zitat: „Ein Leben ohne Arber ist möglich, aber sinnlos.“
Bevor man sich einer sehr abwechslungsreichen Diskussion widmete, stellten die Tourismus-Vertreter kurz ihr Wirken vor und gingen dabei auf aktuelle Entwicklungen im Tourismus-Bereich ein. Robert Kürzinger von der FNBW hob dabei das Potential des Nationalparks Bayerischer Wald diesseits und des Nationalparks Šumava jenseits der Grenze hervor. Rund 30 Mitarbeiter entwickeln laut Kürzinger in Gruppen Ideen und Konzept und arbeiten zusammen für den Tourismus der Ferienregion. „Wir bündeln Kompetenzen in einem Verbund aus 13 Gemeinden und arbeiten koordiniert und zukunftsfähig“, beschrieb Kürzinger die Arbeit der FNBW und erläuterte, dass die Grundidee gewesen war, die Tourismusarbeit weg zu bringen von Alleingängen einer Gemeinde oder Stadt, da man sich auf dem hart umkämpften Gebiet des Tourismus gemeinsam besser vermarkten könne.
Herbert Unnasch, Geschäftsführer der ARBERLAND REGio GmbH, hob hervor, dass es gelingen müsse, einen gemeinsamen Arbeits-, Wirtschafts- und Erlebnisraum zu definieren mit dem Ziel, eine Wertschöpfung für die Region zu generieren. Der Geschäftsführer der EUREGIO Bayerischer Wald, Kaspar Sammer, blickte auf die grenzüberschreitende Förderung des ostbayerischen Grenzgebietes sowie Südböhmen und Pilsen zurück, die die EUREGIO seit 1993 vorantreibt. Deutliche Worte ergriff Sammer bezüglich der anstehenden Europawahl, indem er die Vorzüge Europas hervorhob.
Die sich anschließende Diskussion gestaltete sich abwechslungsreich und die Anwesenden hatten viele Fragen, die lebendig mit den Touristikern der Region diskutiert wurden. Alexander Hannes erkundigte sich nach den Zahlen der tschechischen Touristen. Robert Kürzinger stellte fest, dass vor allem im Tagestourismus deren Anteil sehr hoch sei. Andreas Stadler berichtete davon, dass rund 30-40% der Arber-Touristen aus Tschechien kämen und man hier weiterhin großes Potential sehe. Deshalb rührt man unter anderem mit Werbespots, Bildboard-Werbung sowie in Zeitungen in Tschechien kräftig die Werbetrommel für den Großen Arber. Aus seinen bisherigen Erfahrungen bei der Kooperation zwischen unserer Region mit Tschechien berichtete Herbert Unnasch und verwies dabei auf ähnliche Mentalitäten: „Gemütlichkeit und Geselligkeit sind es, die bei den Tschechen wichtig sind, und vor allem das Persönliche im Miteinander.“
Aus den Reihen des Publikums kam die Kritik an einer sogenannten „Grünen Grenze“, indem auf bürokratische Herausforderungen beispielsweise bei grenzüberschreitenden Wanderungen aufmerksam gemacht wurde. Kaspar Sommer, der die Geschäftsführung der EUREGIO Bayerischer Wald innehat, erklärte, dass der Nationalpark Šumava dem tschechischen Umweltministerium unterstellt sei und deshalb viele Dinge erst in Prag genehmigt werden müssen. Sammer stellte dabei Tourismusprojekte dem Ressourcenschutz gegenüber und appellierte, dass man hierbei einen beiden Bereichen gerecht werdenden Mittelweg finden müsse. Hannes sieht Potential in grenzüberschreitenden Mehrtageswanderungen für die Region, da diese im Alpenraum immer beliebter würden.
„Die Grenzen im Kopf müssen weg“, wurde im Laufe der Diskussion immer wieder von verschiedenen Gesprächsteilnehmern gefordert. Schon allein wegen der ähnlichen Mentalität müsse es Ziel sein, Stereotype hinter sich zu lassen und gemeinsam zusammenzuarbeiten. Hierbei leitete EUREGIO-Chef Sammer sehr passend auf das Thema Europa über, indem er konstatierte, dass „Europa vom Dialog und vom Miteinander lebt“. Der Kritik, dass Deutschland ja Nettozahler sei, entgegnete Sammer ganz bewusst mit beeindruckenden Zahlen, indem etwa eine Milliarde Euro an Interreg-Mitteln innerhalb der letzten sieben Jahre in die Region geflossen seien. Die bayerische Wirtschaft sei es gewesen, die besonders nach dem Fall des „eisernen Vorhangs“ stark profitiert habe.

Abschließend bedankte sich Europakandidat Alexander Hannes sehr für die Bereitschaft, touristische Fragestellungen kompetent zu beleuchten und überreichte den Touristikern einen Geschenkkorb mit Schmankerl aus der Region. Bevor man sich noch einer Naturwanderung am Gipfel anschließend und dann gemütlich ins Arberseehaus wandern konnte, gab Alexander Hannes den Anwesenden einen eindringlichen Appell mit, am kommenden Sonntag die Chance zu nutzen, ein starkes, proeuropäisches Parlament zu wählen. Es brauche eine handlungsfähige EU, die ihre Aufgaben stetig überprüfe und zu Reformen bereit ist. Ein Zurück zu einem Europa, in dem die Staaten nicht mehr zusammen-, sondern gegeneinander arbeiten dürfe es nicht geben. Zudem bestünde mit Manfred Weber die Chance, dass ein Niederbayer Kommissionspräsident werde: „Die Bürgerinnen und Bürger entscheiden am Sonntag über das Schicksal Europas. Europa braucht ihre Stimme!“, verdeutliche Hannes die Wichtigkeit dieser Europawahl und forderte dazu auf, so viele Wählerinnen und Wähler wie möglich an die Wahlurne zu bringen.

« JU will keine Mehrbelastung der EU-Bürger Auch im Sommer viel zu tun »